Sonntag, 29. März 2009

sonntäglicher Spaziergang ...



die ersten Frühjahrsblüher .... ich mochte die Farben!




... und meine ersten Versuche mit hdr



... irre, was man aus einem nichtssagenden Photo mit der richtigen Nachbearbeitung machen kann ...

Frage: ist diese Photoausbeute erfreulich?




... für Broken ....

Sonntag, 22. März 2009

Liebes Tagebuch,

erinnerst Du Dich noch, wie ich Großmutters Stiefel auf dem Dachboden fand?
Ein wenig Schuhcreme, bisi polieren ... supergoil ... fast wie neu ... schon eingetragen, kaum Blasen ... einfach ein Traum ... schwarzes Leder ... beschlagene Absätze ... Highheels ... geschnürt bis über die Knie ... was stört es, dass ich ne halbe Stunde brauche, um sie anzuziehen ... eine Dame hat das Recht, sich ein wenig zu verspäten ... je mehr, desto eigenwilliger ist sie ... nur zu sehr darf es nicht sein. Balance ist wichtig. Balance und Stil ... darauf kommt es an.

Bedingen die beiden sich nicht sogar?
Kann man Stil ohne Balance haben? Balance ohne Stil funktioniert ... das ist alltäglich, das ist pure Langeweile!

... aber ich hab mich verheddert ... verheddert wie auch in meinen Schnürsenkeln.

Ist Dir das auch schonmal passiert? Vielleicht als kleines Kind noch? Dass Du in Deinen Schnürsenkeln einen Knoten hattest, den Du einfach nicht mehr lösen konntest? Vielleicht sogar ein ganzes Batallion Knoten ... Du willst los, hast Dich schon verspätet ... aber Du kannt die Schuhe weder ordentlich schnüren noch wieder ausziehen ... überkniehohe Stiefel sind einfach lächerlich, wenn sie nicht ordentlich geschnürt wurden.

Also sitzt Du da ... knüpperst am Knoten rum, brichst Dir einen Nagel nach dem anderen ab ... Deine Bahn ist auch schon längst weg ... heiße Wuttränen schießen in Deine Augen, denn auch der wütende Tritt gegen die Tür schmerzt ... schimpfst mit Dir ... schließlich ist es einfach lächerlich ... ein Schnürsenkel raubt Dir die Fassung???

Trotzdem ... der Stiefel hockt an Deinem Bein ... und irgendwie wird er trotz aller Bequemlichkeit langsam eng ... und heiß wird es auch noch ... Du kannst förmlich spüren, wie sich der Dein Fuß und Deine Wade ausdehnen, quetschen ... Schweiß kitzelt unter Deiner Sohle ...

Was tut ein schlauer Mensch in einer solchen Situation?

Richtig ­ sie schließt die Augen, atmet ein paar Mal tief durch, holt sich ein Glas kaltes Wasser und ein Buch. Vorzugsweise "Das Focaultsche Pendel" ­ ohne Konzentration und Ruhe ist das nämlich ein wirres Durcheinander ... man beraubt sich sämtlicher Lesefreuden ...

... und am Ende kommt die Idee ...

Eine Schere.

Eine Schere???

ICH soll MEINE Stiefel untragbar machen??? meine geliebten Stiefel??? Großmutters Stiefel!
Lieber sitze ich noch eine Weile hier rum ... lese ... trinke Wasser ... pule ab und zu halbherzig am Knoten ...

... aber irgendwann ist auch der letzte Fingernagel abgebrochen ... irgendwann wird die Bank, auf der Du sitzt wirklich unbequem ... Po und Rücken schmerzen, Dein Bein ist eingeschlafen ...

Die Schere lockt ... glitzert im Licht der Deckenbeleuchtung ... kühl liegt sie in Deinen Händen ... langsam erwärmt sich das Metall ... der Fremdkörper wird zum Freund.

... RITSCHRATSCH ... die Entscheidung ist getroffen ... ich bin frei ... der Knoten ist durch!

Freitag, 20. März 2009

Metro 2033

Seit rund vierzehn Tagen liegt hier ein mehr als 750 Seiten starker Wälzer, den ich Taschenbuch zu nennen nicht wage. In großen roten Lettern steht "Metro 2033" auf schwarzem Grund; kleiner und in weiß darüber der Name des Autors: Dmitri Glukhovsky.

Bis gestern griff ich in den letzten Tagen lieber zu Agatha Christies vertrauten Figuren und erfreute mich an deren Scharfsinn. Das allzu euphorische Versprechen, dass dieser Roman ähnlich faszinierend und packend sei wie die Wächter-Reihe von Sergej Lukianenko, schreckte mich ab.
Auf Drängen meines Mannes las ich gestern doch mehr als die erste Seite ... und war gefesselt.

Im Mittelpunkt steht - der laut Inhaltsangabe im Klappentext Anfang 20jährige; nach Zusammensetzen der Bruchstücke und Informationen aus dem Roman bereits das Ende der 20er erreichende - Artjom.

Ein Krieg, der vor rund 25 Jahren endete, und die daraus resultierende Strahlung vertrieb die Überlebenden in den Untergrund Moskaus. In den Stationen des inneren Metroringes finden sich die Menschen zusammen und ordnen ihr Zusammenleben unter den gegebenen Umständen. Die Strahlung draußen verursacht Mutationen in der Tier- und Pflanzenwelt, welche auf der Suche nach Nahrung und Unterschlupf die einfachen Siedlungen bedrohen. Es kommt - wie bei Menschen eben so üblich - zu Auseinandersetzungen und Kämpfen, denn die Frage nach dem Weg des sichersten Überlebens beantwortet jeder für sich und die seinen anders. Mit der Zeit entwickeln sich verschiedene Formen - es finden sich Händler nach dem Vorbild der alten deutschen Hansestädte, Faschisten, Revoluzzer, verschiedene Sekten, Kannibalen ... und schließlich ganz im Zentrum die sagenhafte Polis. Die einzelnen Stationen sind durch die alten Metrotunnel miteinander verbunden - manche passierbar, andere nur unter großen Gefahren, die meisten jedoch mehr oder weniger blockiert.

Artjom, der in einer der Randstationen groß wird, wo die Bewohner sich immer wieder gegen ungebetene Besucher wehren müssen, gibt einem Fremden sein Wort, dessen Auftrag zu beenden und sich im Falle seines Todes zur Polis durchzuschlagen, um einen Menschen namens Melnik zu treffen.
Es kommt wie es kommen muss ... und Artjom, der bislang seine Station nie länger verlassen hat, geht los.

Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

Der Roman fesselt - wie gesagt, ich habe gerade einen Tag gebraucht, um das Buch komplett zu verschlingen. Einige Stellen reizten zum Lachen, wie beispielsweise der Versuch, die Oktoberrevolution mit des Teufels Einfluss zu erklären. An anderen Stellen lief es mir kalt den Rücken hinab.

Ich glaube, Dmitri Glukhovsky ist ein großer Fan von Stanislaw Lem gewesen - vieles erscheint mir zumindest vertraut. Zum Beispiel die Grundidee: was Menschen fremd ist, das wollen sie vernichten. Okay, Lem hat dazwischen noch die Stufe des Verstehenwollens eingefügt, aber das Ergebnis bleibt das Gleiche.

Den Vergleich zu Sergej Lukianenko würde ich im Widerspruch zum Klappentext nicht ziehen wollen - allerhöchstens insofern, dass auch Dmitri Glukhovsky ein zeitgenössischer russischer Schriftsteller ist, der Science Fiction - Literatur schreibt. Aber wahrscheinlich war Lukianenko der einzige andere Schriftsteller dieses Genres mit den genannten Attributen, der dem Verfasser dieses Textes noch einfiel. Dass dieser Mensch das Buch überhaupt gelesen hat, bezweifle ich immer mehr - warum wird eigentlich nicht der Autor selbst um eine kurze Inhaltsangabe gefragt? Der weiß schließlich am besten, wovon er geschrieben hat!
Im Gegensatz zur Lukianenko, der sich immer wieder mit den großen Fragen der Menschen nach dem Woher, dem Wohin und dem Warum beschäftigt, steht bei Glukhovsky meiner Ansicht nach das (menschliche) Zusammenleben im Mittelpunkt.

In der deutschen Wikipedia finden sich derzeit zu Dmitri Glukhovsky folgende Informationen:
Dmitry Glukhovsky (russisch Дмитрий Алексеевич Глуховский/Dmitri Alexejewitsch Gluchowski; * 12. Juni 1979 in Moskau) ist ein russischer Science Fiction-Autor der Gegenwart. Bekannt geworden ist er durch seinen Erstlingsroman Metro 2033, der in der Moskauer Metro spielt, dem letzten Zufluchtsort weniger Überlebender nach einem verheerenden Atomkrieg. Glukhovsky hat in Jerusalem internationale Beziehungen studiert und arbeitete als Journalist für Russia Today und die Deutsche Welle.
Ich denke, das nachfolgende Buch Metro 2034 werde ich mir auf jeden Fall besorgen und unter Umständen auch Zwielicht.

Donnerstag, 19. März 2009

Urlaubsträume ...

Am vergangenen Sonntag lockte die itb mit Urlaubsverheißung. Dank Freikarten hatten wir zu viert das Vergnügen. Leider sahen das auch insgesamt 160k andere Menschen so - ein Viertel davon am Sonntag. Angesichts der Menschenmassen, die da bepackt mit Tüten und Rollis hinter sich herziehend durch die Messehallen wuselten, frage ich mich, was die alle mit unzähligen Katalogen wollen. Allzu viele Geschenke gibt es ja nicht mehr.
Die Photoausbeute war für mich nicht der Rede wert - nachdem mich eine Mama für ein Bild aus dem Handgelenk angefahren hat. Wohl gemerkt nicht für die Tatsache des Photos, sondern dafür, dass es aus dem Handgelenk war ... kranke Dame! Jedenfalls hatte ich danach irgendwie keinen Bock mehr.
Scheinbar sehe ich für die Aussteller auch nicht nach einer potentiellen Kundin aus ... dabei hätte ich stundenlang von Reisen mit dem Orient-Express oder der Transsibirischen Eisenbahn hören können.
Ich glaube, zu unserem 20. Hochzeitstag könnten wir uns die Reise, auch wirklich leisten. Mit dem Orientexpress quer durch Russland mit einem Schlenker über Usbekistan und die Mongolei nach China ... und in jeder Stadt mindestens drei Tage Aufenthalt für Erkundungen - ein (teurer) Traum! Wahrscheinlich könnten wir uns bis dahin auch darauf einigen - und ich dachte, die Hochzeitsvorbereitungen waren schwierig.

Meine Nervennahrung der vergangenen Woche lieferte die unvergleichliche Agatha Christie. Miss Marple und Hercule Poirot leisteten mir treu Gesellschaft.
Ist schon komisch - wenn das eigene Leben gerade einige Rätsel bereithält und man sich bemüht, den einen oder anderen Knoten zu lösen ... dann zieht es mich zu Krimis und der Freude, auf den letzten drei Seiten eine klare Antwort auf alle aufgeworfenen Fragen zu bekommen.

Dienstag, 10. März 2009

Auch ein paar andere hatten die Idee ...


Vergangenen Sonntag lockte uns das Neue Museum - gänzlich leere Räume wollten besichtigt und photographiert werden. Allein, wir waren nicht die einzigen, die an diesem Novembertag im März ein kostenloses Vergnügen suchten. Die Schlange der Neugierigen reichte beinahe einmal rund um den Lustgarten.


Da wir keine Lust hatten, uns in die Reihe der Wartenden einzureihen, beschlossen wir, statt der geplanten schönen Architektur Menschen auf ihrem Sonntagsausflug einzufangen. Der Spaziergang über den Flohmarkt am Mauerpark eine Woche zuvor hatte soviel Spaß gemacht und wir erhofften uns eine ähnlich reiche Ausbeute. Allerdings wurde es nach einem Morgen mit blauem Himmel immer regnerischer und grauer ... und mehr als Aufnahmen von bunten Regenschirmen wollten mir einfach nicht gelingen.
Langsam geht mir dieses trübe Wetter auf den Geist; es wird Zeit für den Frühling und sein zartes Grün! Auch die Modeindustrie scheint uns im Trüben hängen zu lassen - als sehr farbenfroh sind diese Anoraks, Parker und Mäntel derzeit nicht zu bezeichnen.

Vor dem Bode Museum versteckt gelangen doch noch einige feine Schnappschüsse; meine nassen Füße jedoch mahnten zur Rückkehr.

Daheim stellte sich eine vertraute Frage: volle Bücherregale ... und trotzdem will sich das zur Stimmung passende Buch nur schwer finden lassen. Meine Wahl fiel diesmal auf Dshamilja von Tschingis Aitmatow.
Irgendwo im Tal des Kukureuflusses, im Sommer des dritten Kriegsjahres 1943 hat sie sich abgespielt, die "schönste Liebesgeschichte der Welt" (Louis Aragon). Said, der damals Fünfzehjährige, der nicht wusste, wie Liebe sich zuträgtm erzählt sie mit großem Erstaunen.

Soweit der Klappentext, der wie immer alles und nichts verrät. Zur Liebesgeschichte muss nichts mehr gesagt werden; das hat Louis Aragon bereits treffend formuliert. Gefesselt haben mich die zarten und unschuldigen Farben, mit denen Said das Bild des kleinen Auls vor meinen Augen entstehen lässt. Ganz nebenbei erfährt der Leser auch Einzelheiten aus dem Leben im zentralasiatischen, nordöstlichen Kirgisien und den alltäglichen Sorgen der Bewohner dort in den Anfängen des Sozialismus, die jedoch nur nebensächlich erwähnt werden.
"Hier in diesem hochmütigen Paris, das alles gesehen, alles gelesen, alles erlebt hat, merke ich plötzlich, dass mir Werther, Berenice, Antonius und Kleopatra, Manon Lescaut, die Education sentimentale oder Dominique nichts mehr bedeuten, weil ich Dshamilja gelesen habe" schreibt Louis Aragon in seinem Vorwort.

Auch mit diesen Worten Louis Aragons bin ich vollkommen einverstanden und es ist ihnen nichts weiter hinzuzufügen als dass selbst im regnerischen grauen Berlin mir das Herz aufging und ich in der Tulpe auf meinem Schreibtisch den Frühling erahnte.

Erschienen ist diese Liebesgeschichte als Taschenbuch im suhrkamp-Verlag.